Januar 2004

Blickpunkt St. Wendel, 26.02.2004
Heimat- und Kulturverein Ostertal

Erforschung des römischen Siedlungsgebietes in "Alt-Bubach" forciert

Förderpreis für Klaus Zimmer und Hans Kirsch
Viele Aktivitäten des Fördervereins

Niederkirchen. (km). Bei der Generalversammlung des Heimat- und Kulturvereins Ostertal im Gasthaus Gerhart/Sutter in Hoof hielt der erste Vorsitzende Hans Kirsch (Selchenbach) Rückschau auf ein arbeitsreiches und erfolgreiches Jahr 2003. Von den 76 Mitgliedern waren immerhin 18 erschienen, rund 23 Prozent. Zwei Austritte gab es und eine Neuaufnahme. Ein Mitglied ist im letzten Jahr verstorben. Der Vorsitzende teilte mit, dass der Vorstand in 10 Sitzungen die Geschicke des Vereins beraten hat. Er dankte den Mitgliedern für ihr Engagement.

 

Sonderband der Ostertal-Chronik "Erlebte Geschichte" ein voller Erfolg

Ein ganz besonderes Ereignis sei die Herausgabe des Sonderbandes der Ostertal-Chronik "Erlebte Geschichte" gewesen. Der Initiator und Autor Klaus Zimmer hat darin die Berichte von Kriegsteilnehmern aus dem Ostertal zusammengestellt und deren authentische Erlebnisse für die Nachwelt festgehalten. Schon die Vorstellung des Bandes am 3. Mai habe ein überwältigendes Interesse geweckt, so Kirsch. Der Verkauf sei ausgezeichnet gelaufen, insbesondere durch den Haustürverkauf. Auch die Kritiken seien alle positiv ausgefallen. Von einem vorbildlichen, in Deutschland wohl einmaligen Experiment, sprach Ernst Schworm, der Schriftleiter der "Westricher Heimatblätter". Eine besondere Ehrung erfuhren die beiden Heimatforscher Klaus Zimmer und Hans Kirsch für ihre hervorragende Erforschung der Ostertäler Heimatgeschichte, die sie in drei Bänden der Ostertal-Chronik und einem Sonderband festgehalten haben. Sie wurden im Rahmen des "Pfalzpreises für Heimatforschung" vom Bezirksverband Pfalz mit dem "Förderpreis 2003" ausgezeichnet. Eine Grenzsteinwanderung vom Paterhof aus führte entlang an ehemaligen Grenzsteinen von 1848 und 1920, als das Saarland von Deutschland abgetrennt wurde.

 

Arbeitsgruppe "Familienkunde" informierte in der Öffentlichkeit

Die Arbeitsgruppe "Familienkunde" hat Tausende von Namen und Daten aus dem Ostertal erfasst. Über den Stand der Ermittlungen informierten die Familienkundler beim Dorffest zum Kirchenjubiläum in Hoof, beim 25-jährigen Jubiläum der Ostertäler Alphornbläser und dem Sommerfest der Pensionäre und Rentner sowie beim "Tag des Dorfes" in Marth. Anlässlich des Heimatabends hier hielten Hans Kirsch und Klaus Zimmer Vorträge über interessante heimatgeschichtliche Ereignisse und Persönlichkeiten des Ostertals.

 

Literarischer Abend

Ein literarischer Abend mit einer Lesung von Reinhard Klimmt aus seinem Buch "Auf dieser Grenze lebe ich" im Paul-Gerhardt-Haus in Niederkirchen fand reges Interesse und löste eine lebhafte Diskussion aus. Ein Novum war die gemeinsame Tagung des "Historischen Vereins der Saargegend" mit Vertretern der Heimatvereine. Man strebt jetzt eine Zusammenarbeit mit den örtlichen Vereinen an.

 

Römische Siedlungsgeschichte in Alt-Bubach wird gründlich erforscht

Ausführlich berichtete Kirsch über die Aktivitäten zur Erforschung der Geschichte des römischen Siedlungsgebietes "Alt-Bubach". Er erzählte von dem Ortstermin im historischen Siedlungsgebiet aus der Kelten- und Römerzeit in Bubach am Heidenbösch und der Schinderswiese mit Vertretern des Staatlichen Konservatoramtes, des Kreises und der Stadt St. Wendel. Mitglieder des Vereins unternahmen eine systematische Durchsuchung eines Geländes von etwa 18 Hektar, das in 18 Felder aufgeteilt wurde. Die Funde von Ziegelstücken, Scherben von Krügen und Vasen in den einzelnen Feldern und registrierten sie. Die Funde konzentrierten sich stark auf vier benachbarte Felder, die bei Luftaufnahmen des Langenbacher Flugsportvereins an dieser Stelle eine dunklere Färbung aufzeigten. Eine Grabung wurde mit Genehmigung des Konservatoramtes an einer anderen Stelle an einem unterirdischen Hohlraum vorgenommen, durch den Kinder in den 50-er Jahren geklettert waren und wo man Siedlungsreste vermutete, erwies sich als natürliche Ausspülung. Für die Grabung bis zu 3 Meter Tiefe stellte die Firma AVE kostenlos einen Bagger zur Verfügung. Interessanter war schon der Fund eines behauenen scharfkantigen Steines mit den Ausmaßen von 78 x 76 x 27 Zentimetern. Eine Vermessung des Geländes führte Hans Kratz, ein staatlich geprüfter Landvermesser, kostenlos durch. Weitere Erkenntnisse verspricht man sich von einer geophysikalischen Prospektion in dem Kerngebiet von etwa eineinhalb Hektar im Bereich der häufigen Funde. Walter Harth (Bubach) und einige Helfer haben den Bereich mit Pfosten abgegrenzt. Die Prospektion vermittelt eine Art "Röntgenbild" bis zu 1,50 Meter Tiefe. Kirsch dankte allen, die bei diesen Arbeiten ehrenamtlich mitgewirkt haben. Bei einer Informationsveranstaltung in Bubach soll die Bevölkerung über die bisherigen Erkenntnisse unterrichtet werden.

 

Die Suche der Familienforscher nach weiteren Namen und Daten

Die Familienforscher mit Harry Weber, Harri Drumm, Alwin Müller und Marliese Blind an der Spitze suchen nach weiteren Namen und Daten. Auch Familien-Daten von Ostertäler Auswanderern, die in Ungarn den Ort Moragy gründeten, 1945 aus dem Land vertrieben wurden und sich in Deutschland ansiedelten, wurden in die Forschungsarbeit aufgenommen. Zur Ordnung und Registrierung von Vereinsunterlagen, die sich im Vereinshaus Ammejobs stapeln, haben sich 4 Personen gemeldet. Ewald Wailersbacher hat Regale gebaut und einen Schrank so ausgestaltet, dass er die Dokumente aufnehmen kann. Im Haus Annmejobs stellte die Stadt St. Wendel 3 Räume zur Verfügung, die derzeit für die Vereinsarbeit ausreichen: ein Sitzungsraum, ein Raum für die Familienforscher sowie ein Raum für Bücher und Akten. Dank Klaus Zimmer ist der Verein nun auch im Internet präsent.

 

Kassenbericht und Entlastung des Vorstandes

Rechnerin Brigitte Wailersbacher berichtete über die Einnahmen und Ausgaben des Vereins. Kassenprüfer Manfred Harth (Selchenbach) bestätigte ihr eine ordnungsgemäße Kassenführung und ließ dem Vorstand Entlastung erteilen. Arbeitsprogramm 2004:
Die Arbeiten zur Erforschung des altertümlichen Siedlungsgebietes in Bubach werden fortgesetzt. Am 10. Juni (Fronleichnam) findet eine geführte Wanderung am Schloss Karlsberg bei Homburg statt. In Saal ist eine Foto-Dokumentation mit Aufnahmen aus den 50-er Jahren, die von Frank Ecker (Osterbrücken) bearbeitet werden, vorgesehen. Ein Literatur-Abend mit dem St. Wendeler Dr. Alfons Klein findet am 1. November im Prot. Gemeindehaus in Hoof statt. Eine Untersuchung der Ostertaler Mundart und deren Veränderung über Jahrzehnte wurde bei Dr. Rudolf Post von der Universität Freiburg in Auftrag gegeben.