November 2007

Die Rheinpfalz, Ausg. Kusel, 15.11.2007

Klezmer-Musik zum Gedenken
HERCHWEILER: Erinnerung an Juden im Ort

Trio "Duveizi" überzeugt

 

Die Veranstaltung des Heimat- und Kulturvereins Ostertal mit Klezmer-Musik im Dorfgemeinschaftshaus Herchweiler fand regen Anklang. Etwa 100 Besucher waren gekommen. um diese Art von Musik zu hören und im Vortrag von Hans Kirsch etwas über die Geschichte der Juden in der Herchweiler Gass zu erfahren. Verbunden mit der Veranstaltung war das Gedächtnis an die Reichspogromnacht 1938.

 

Der Vorsitzende des Heimatvereins, Hans Kirsch, hieß die zahlreichen Gaste willkommen und freute sich über das rege Interesse der Bevölkerung. Sein besonderer Gruß galt dem Pfarrerehepaar Anita und Dirk Meyer aus Konken, Hartmut Stepp, dem Vorsitzenden des Historischen Vereins der Pfalz im Kreis Kusel, dem Kreis-Heimatpfleger Dieter Zenglein von der Kreisverwaltung Kusel und dem Herchweiler Ortsbürgermeister Helmut Weyrich.

Zunächst gab er eine kurze Einführung zur Klezmer-Musik, eine aus dem Judentum stammende Volksmusiktradition. “Klezmorim” genannte Musiker entwickelten urn das 15· Jahrhundert eine Tradition weltlicher jüdischer Musik, die sich in ihrer musikalischen Ausdrucksweise bis in die Gegenwart weiterentwickelte. Das Repertoire besteht vor allem aus Musik zur Begleitung von Hochzeiten und anderen Festen.

Das Trio “Duveizi" mit Horst Durst (Klarinette), Gilnther Veit (Geige) und Dieter Zimmer (Akkordeon), alle aus dem Kreis Kusel, präsentierte die ausdrucksstarken Melodien in eindrucksvoller Weise. Mal wehmütig und klagend, mal heiter und lebhaft, mal Weinen, mal Lachen, bis bin zu hoher Vollendung mit “krekhts” (Schluchzen) und “dreydlekh”, eine Art Triller, spielten sie einfühlsam die zahlreichen Weisen. Das Publikum bedankte sich mit anhaltendem Beifall, so dass die Musiker mehrere Zugaben gewahren mussten.

In den Pausen referierte Hans Kirsch in einzelnen Abschnitten ausführlich überddie Geschichte der Juden in der Herchweiler Gass, die bis vor wenigen Jahren zu Haupersweiler gehörte und auch früher meist zu anderen Herrschaftsgebieten. Wann die ersten Juden in Herchweiler lebten, könne man nicht mit Sicherheit feststellen, sagte der Referent. Erhebungen zeigten, dass die Zahl der jüdischen Glauberisgenossen im Ort von 24 im Jahre 1808 auf 64 im Jahre 1868 gestiegen sei. Zwölf Gebäude hatten 1863 in der Gass gestanden, daneben eine Judenschule (Bethaus) und ein Judenbad. Diese beiden Gebäude gebe es nicht mehr.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts sei ein starker Rückgang der jüdischen Bevölkerung zu verzeichnen. 1895 hatten in der Gass noch 29 Juden gelebt. Kirsch nannte die Namen der jüdischen Familien in den 1920-er Jahren: Frank, Marx, Rothschild, Herz und Meier-Sender. Das Zusammenleben zwischen den Gässern und den übrigen Dorfbewohnern habe sich relativ problemlos gestaltet. Besonderer Verfolgung seien die Juden im Dritten Reich ausgesetzt gewesen. Drei Juden seien 1945 in Herchweiler übrig geblieben: Leo Marx, seine Tochter Lilly und sein Sohn Herold. Marx sei 1970 ,als letzter Herchweiler Jude gestorben, so Kirsch.

Heute leben in der Gass noch 55 Menschen, ausschließlich Christen. Juden-Herchweiler gibt es nicht mehr. (kmü)

 

Klezmer01  Klezmer02

Klezmer03  Klezmer04

Klezmer05  Klezmer06