April 2005

Blickpunkt St. Wendel, 05.05.2005

Reges Interesse an Bubacher Römersiedlung

 

Informationsveranstaltung über den Stand der Forschungsergebnisse

Der Heimat- und Kulturverein Ostertal hat bei der Erforschung der Bubacher Römersiedlung am Heidenbösch viele neue Erkenntnisse gewonnen und "Legenden" widerlegt. Die geomagnetische Prospektion (eine Art Röntgenbild) lässt erkennen, dass es sich bei der Römervilla (Landhaus) um ein Gebäude von mittlerer Größe von 23 mal 28 Metern handelt. Aus der Größe solcher Landhäuser kann man Rückschlüsse auf den Wohlstand des Besitzers ziehen. Das Gebäude wurde im Baustil von Bollendorf/Eifel errichtet, was unzweifelhaft aus dem Fundamentsgefüge zu schließen ist. Dort hat man ein solches Gebäude rekonstruiert und
aufgebaut.

 

Begrüßung durch Walter Harth

Als Gastgeber begrüßte Walter Harth rund 50 interessierte Gäste aus dem Ostertal und der nahen Pfalz. Als Ehrengäste hieß er willkommen: den Heimatpfleger des Kreises Kusel, Dieter Zenglein (Altenkirchen), der Bürgermeister von Selchenbach, Manfred Harth sowie die Ortsvorsteher Rudi Cullmann (Hoof) und Georg Wydra (Bubach). In den 1970-er Jahren habe er als Ortsvorsteher von Bubach mehrfach bei Stadt, Kreis und Konservatoramt versucht, Interesse zu wecken für die römische Siedlung am Heidenbösch, sagte Walter Harth, aber leider vergebens. Seit vier Jahren habe nun der Heimatverein in Eigeninitiative und auf eigene Kosten die Erforschung der Geschichte um die alte Siedlung vorangetrieben. Schon gleich am Anfang habe man Glück gehabt und zahlreiche Funde gesichert. Harth lobte dabei das rege Interesse und die gute Unterstützung der Bubacher Bürger. Sein Dank galt Paul Schwingel, der die Flächen bewirtschaftet und die Erlaubnis zur Untersuchung des Bereichs erteilte.

 

 

Erste Funde und Grabungen

Hans Kirsch listete die bisherige Geschichte um die Erforschung der Römersiedlung eingehend auf. Über die ersten Funde berichtet Klaus Zimmer ausführlich im Band 1 der Ostertal- Chronik. In unmittelbarer Nähe der Siedlung verlief durch den nahen Heidenbösch eine Römerstraße, die von Trier nach Straßburg führte. Die ersten Funde registrierte man im Jahre 1893. Unter der Führung des Historischen Vereins der Pfalz erfolgte 1895 die erste systematische Grabung. Damals gehörte das Ostertal zur Pfalz. Folgende Funde wurden dabei registriert und ins Museum nach Speyer gebracht: das Bein einer Bronzestatue, Bruchstücke aus weißem Marmor, eine Bronzemünze mit dem Bildnis des Kaisers, verzierte Bodenplättchen, Wandplatten aus geschliffenem Marmor, der Arm einer Gewandfigur aus rotem Sandstein und viele Ziegelreste. Die Experten datieren diese Funde auf die Zeit um 150 nach Christus (n. Chr.). Nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckte Karlheinz Schultheiß aus Kusel mehrere Fragmente aus der alten Zeit. Der Lehrer Hans Holzapfel, von 1949 bis 1953 in Bubach tätig, bemühte sich ebenfalls um die Aufhellung der Heimatgeschichte. Zu den wichtigsten Funden zählen: Teile eines Gefäßes aus roter Keramik mit weiß aufgemalten Ornamenten, Münzen mit Beschriftung und Kaiserbildnis, ein römisches Kurzschwert, römische Steinsärge sowie Ziegel-, Keramik- und behauene Steinreste. Die Siedlungsstätte ist zeitlich auf das 2. Jahrhundert bis Mitte des vierten Jahrhundert n. Chr. zu datieren.

 

Erzählungen und "Legenden" - Funde nicht dokumentiert

Viele Geschichten erzähle man sich im Dorf über Funde, aber es sei fast nichts übrig geblieben, sagte Kirsch. Leider habe man versäumt, die Stücke zu dokumentieren, sagte Kirsch. Was aus den Fundstücken in Speyer geworden ist, wisse man auch nicht. Einige "Legenden" habe man allerdings widerlegen können. Dass im Griff des gefundenen Römerschwerts ein Diamant eingesetzt war, ist unwahrscheinlich und durch nichts zu belegen. Bei den gefundenen "Futtertrögen" handelte es sich um römische Steinsärge. Am Rand der Flur "Hinter der Schinderswiese" hatte sich ein fast vier Meter tiefer Trichter gebildet, der später mit Erde aufgefüllt wurde. Kinder konnten damals mehrere Meter durch einen Hohlraum kriechen. Man vermutete hier einen Kellerraum. Bei Grabungen des Heimatvereins im Jahr 2003 konnte kein Mauerwerk und keine Relikte menschlicher Besiedlung gefunden werden. Es muss sich wohl um eine unterirdische Wasserausspülung gehandelt haben. Die Bubacher erzählen, dass am Heidenbösch "Alt- Bubach" gestanden habe. Die damalige "villa rustica" (Landhaus) hat jedoch siedlungsgeographisch nichts mit dem heutigen Bubach zu tun. Es ist vielmehr eine fränkische Gründung des Mittelalters, Ersterwähnung 1413.

 

Heimatverein treibt die Forschungen voran

Da viele Funde nicht nachweisbar waren oder dokumentiert wurden, musste der Heimat- und Kulturverein, in Absprache mit dem Landeskonservatoramt und dem Umwelt ministerium, mit der Erforschung ganz von vorne beginnen. Nach einer Ortsbegehung wurde eine Fläche von 1,5 Hektar systematisch abgesucht. Die Funde häuften sich im mittleren Teil. In diesem Bereich wurden zwei geomagnetische Prospektionen durchgeführt. Deutlich sind die Fundamente der Gebäude zu erkennen, im Mittelpunkt die villa rustica. Das kleinere Gebäude in unmittelbarer Nähe kann ein Badehaus gewesen sein oder eine landwirtschaftliche Funktion gehabt haben. Ein drittes Gebäude diente wohl landwirtschaftlichen Zwecken. Die Funktion zweier kleinerer Gebäude ist unklar, möglicherweise dienten sie religiösen Zwecken. Der Heimatverein hat nun schon viele Erkenntnisse gewonnen. Er stellte einen weiteren Grabungsantrag zur Erforschung der Nebengebäude. Aber dazu liegt noch keine Genehmigung vom Konservatoramt vor. Kirsch dokumentierte seinen Vortrag durch Fotoprojektionen mit Kartenmaterial und Skizzen der Siedlungsgebietes und der römischen Verbindungsstraßen sowie eine Darstellung der römischen Villa in Bollendorf/ Eifel. Auch in Schaukästen konnte man diese Informationen in Ruhe studieren.

 

Danke für Unterstützung

Kirsch dankte allen, die den Heimatverein bei den Arbeiten, auch trotz widriger Witterungs-Verhältnisse, so tatkräftig unterstützt haben. Sein besonderer Dank galt dem Geometer Hans Kratz aus Hoof, der das Gelände fachmännisch und kostenlos vermessen und im amtlichen Vernetzungsnetz erfasst hat. So ersparte er dem Verein viel Zeit und Geld. Kirsch überreichte ihm ein Foto in Großformat mit Rahmen, das ihn bei der Arbeit am Heidenbösch zeigt. Ein besonderes Dankeschön ging auch an die Triebfeder und den Organisator der Arbeiten im römischen Siedlungsgelände, Walter Harth.

 

Info:

Villa rustica (Landhaus):
Einzelgehöft in der römischen Kaiserzeit mit Wohnhaus, Stallungen und Scheunen. Das Wohnhaus wies einen quadratischen Grundriss auf uns war mit Säuleneingang und rotem Ziegeldach versehen. Dazu gehörte ein Areal von etwa 100 Hektar.
Solche Römervillen befanden sich in Abständen von zirka 2 Kilometern.

Villa urbana:
Aufwändigere Gutshöfe reicher Grundbesitzer, Mittelpunkt von handel und regionalem Kultleben, geschlossene Siedlung, meist an Kreuzungen wichiger Fernstraßen.
Ein Beispiel dafür ist die Siedlung im Wareswald bei Tholey. Auch Schwarzerden war ein bedeutender gallorömischer Siedlungsort.