April 2014

Veranstaltung am 25.04.2014 in Osterbrücken

Buchvorstellung „Die Nazis aus der Nähe“

Osterbrücken. Fünf Autoren des jüngst erschienenen Bandes „Die Nazis aus der Nähe – Spurensuche im St. Wendeler Land“ lasen anlässlich der Vorstellung des Buches durch den Heimat- und Kulturverein Ostertal aus ihren Beiträgen. Nach der Begrüßung durch den Vereinsvorsitzenden und einem Grußwort des Ortsvorstehers und Vorsitzenden des Adolf-Bender-Zentrums St. Wendel, Armin Lang, gab zunächst Bernhard Planz dem Publikum einen mit Bildern unterlegten Gesamtüberblick über den Inhalt des Buches. Über die politischen Verhältnisse in der Bürgermeisterei Niederkirchen vor der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 berichtete Hans Kirsch. Hier standen sich letztlich nur noch die radikalen Parteien KPD und NSDAP gegenüber, die gemäßigten Parteien waren untergegangen. Es gab Schlägereien zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten, 1930 war es sogar zu einem Todesfall gekommen, in Hoof hatte ein kommunistisch eingestellter Arbeiter nach einem Wirtshausdisput einen SA-Mann erstochen.

Anstelle der verhinderten Autorin Susanne Schmidt las Marianne Kirsch aus Schmidts Beitrag „Die Lenkung der Gefühle“, in dem die nationalsozialistische Propaganda mittels Filmvorführungen in St. Wendel und im Ostertal geschildert wird. Während im Neuen Theater und im Central-Theater in der Stadt ab 1935 das Grundrepertoir nationalsozialistischer Propagandafilme wie „Hitlerjunge Quex“ und „Triumph des Willens“ lief, bot in den Dörfern, die keine Kinos hatten, die NSGaufilmstelle der Bevölkerung ähnliche ideologiebehaftete Streifen an. Aus dem von Hans Kirsch und Klaus Zimmer verfassten Buchbeitrag „Die Partei der jungen Männer“ las Kirsch den Teil, der sich mit den Mitgliedern der NSDAP-Ortsgruppe Niederkirchen befasst. Während ehemalige Parteifunktionäre nach dem Krieg die Mär von nur 40 Mitgliedern im mittleren Ostertal verbreitet hatten, wiesen Kirsch und Zimmer durch Archivforschungen mindestens 280 Mitglieder nach.

Klaus Zimmer las den Beitrag „Seinen Vorarbeiter denunziert“, in dem ein in Oberlinxweiler lebender Westwallarbeiter seinen Vorgesetzten bei Parteidienststellen anschwärzte, nachdem dieser mit seiner regimekritischen Meinung nicht hinter dem Berg gehalten hatte. Der St. Wendeler Autor Alfons Klein schilderte in seinem literarischen Beitrag „Der Lokführer“, wofür damals die Parteimitgliedschaft gut sein konnte, später aber eher unangenehm war. Geradezu anrührend war die von Hans Kirsch vorgetragene Geschichte eines Mannes aus Hoof, der sich 1947 hinter dem Ural in russischer Gefangenschaft befand und dort einen Russen traf, der während des Krieges in deutscher Gefangenschaft war und in der Bahnwerkstatt St. Wendel gearbeitet hatte. Überrascht sagte dieser: „Aah, Hoob, Marth, Saal, Oschderdal – kenn ich!. … Mer gebeddeld en Hoob on Leiderschwiller, Leid gudd em Oschderdal, Brod genn!“ Zum Schluss führte Roland Geiger einen Film vor, der den Einmarsch von US-Einheiten am 18. März 1945 von Wadern aus in den Kreis St. Wendel zeigte.

Hans Kirsch