Juli 2010

Ungarnauswanderer aus dem Ostertal

Peter Glöckner referiert

Niederkirchen. Sechs Familien aus dem mittleren Ostertal machten sich im Jahr 1724 auf den Weg, um nach Ungarn auszuwandern. Drei Familien hießen Glöckner, die weiteren Seyler, Brandt und Igel. Dem deutschen Kaiser Karl VI. waren nach den Türkenkriegen die verwüsteten Gebiete um das Banat zugewiesen worden, weshalb er nun um Siedler warb, die das Land kultivieren sollten.

 

Zusammen mit Auswanderern aus dem Hessischen bauten die Ostertäler in der so genannten Schwäbischen Türkei ein untergegangenes Dorf namens Moragy wieder auf. 1732 und 1746 zogen drei weitere Ostertaler Familien mit Namen Wild, Böhler und Glöckner in das südungarische Dorf. Bis zum Jahr 1939 wuchs die Zahl der Einwohner von Moragy bis auf knapp 2.000 an. 1946, nach Ende des von Deutschland verursachten Zweiten Weltkriegs, wurden alle deutschstämmigen Bewohner aus Ungarn ausgewiesen. Die ehemaligen Einwohner von Moragy verteilten sich daraufhin auf die westdeutschen Besatzungszonen mit Schwerpunkten in Württemberg und in Niedersachsen.

1981 kamen erstmals zwei Nachfahren der Moragy-Auswanderer von 1724 ins Ostertal, und zwar zum Brunnenfest in Niederkirchen: Professor Peter Glöckner aus Calgary in Kanada und sein Namensvetter Peter Glöckner aus Backnang bei Stuttgart. Aus diesem Besuch entwickelte sich eine Freundschaft zwischen Mitgliedern des Heimat- und Kulturvereins Ostertal und etlichen ehemaligen Moragyern. Peter Glöckner aus Backnang hat sich jetzt bereit erklärt, im Sommer dieses Jahres im Ostertal einen Vortrag zu halten über Leben und Schicksal der Ostertaler Ungarn-Auswanderer und ihrer Nachfahren von 1724 bis heute.Genauer Termin und Ort werden noch bekannt gemacht.

 

 

Leben und Schicksal der 0stertaler Auswanderer nach Mórágy / Ungarn 1724 – heute

Sehr geehrter Herr Vorsitzender, lieber Hans, meine lieben Freunde vom Heimat- und Kulturverein Ostertal, verehrte Zuhörer, meine Damen und Herren!

Ich freue mich über Ihr Kommen und das damit bekundete Interesse an meinem Vortrag und darf Sie auch meinerseits herzlich begrüßen. Erlauben Sie mir, in die Begrüßung auch meine Ehefrau Magdalene und meinen Großcousin Christian Koch mit seiner Ehefrau Heidi einzuschließen. Letztere haben uns alte Leute dankenswerterweise mit hierher gebracht.

Lange schon habe ich den Wunsch gehabt, vor interessierten heutigen Bewohnern der Ostertalgemeinden, über Leben, Wirken und Ergehen jener wagemutigen Auswanderer nach Ungarn im Jahr 1724 und ihrer Nachkommen zu berichten, Ihnen davon zu erzählen. Nicht Ergebnisse professioneller Geschichtsforschung will ich Ihnen vortragen mit Ereignissen, Jahreszahlen und statistischen Daten, wie ich sie an den Arbeiten von Klaus Zimmer und Hans Kirsch sehr bewundere und schätze, sowie an den Arbeiten meines Freundes Professor Dr. Peter Glöckner , gebürtiger Mórágyer in meinem Alter und früherer Dekan an der Universität Calgary in Kanada, sondern ich will allein die Menschen in den Mittelpunkt stellen, Ihnen deren kleine Freuden und häufigen Nöte aufzeigen.

Sie haben in 222 Jahren aus Sumpf und Urwald ein blühendes deutsches Dorf gebaut, Äcker, Wiesen und Weingärten geschaffen und eine wohlgeordnete, intakte Dorfgemeinschaft gebildet. Dabei haben sie ihren reformierten Glauben, ihre deutsche Muttersprache, ihr Kulturgut und ihre ganze Lebensart bewahrt und von Generation zu Generation weitergegeben. Dass gerade dies, was eigentlich richtig und anerkennenswert ist, ihren Nachkommen gut 200 Jahre später zum Verhängnis werden würde, das konnten sie nicht wissen. Eigene Aufzeichnungen von der Auswanderung, der Ansiedlung und den Anfängen in der neuen Heimat haben uns unsere Vorfahren nicht hinterlassen. Nur gut, dass Prof. Glöckner in jahrelanger Forschungsarbeit zahlreiche Dokumente in ungarischen Archiven gefunden hat, die in wirtschaftlichen und in ortsgeschichtlichen Dingen Aufschlüsse geben. Er hat die Ergebnisse seiner Nachforschungen in einer Reihe von Büchern niedergelegt, die im Vereinshaus vorliegen. Ich kann sie jedermann als Lektüre nur empfehlen.

Das von österreichischen Heeren ab Ende des 17 Jahrhunderts von den Türken befreite Ungarn war weitgehend entvölkert und das Land verwüstet und verödet. Seine Neubesiedlung lag sowohl im Interesse der zahlenmäßig stark dezimierten Ungarn, als auch im militärischen Interesse der als Befreier und Schirmherren fungierenden Habsburger Kaiser. Namentlich Karl VI, Vater der Maria Theresia, setzte ein sich über das ganze 18. Jahrhundert erstreckendes Siedlungswerk in Gang. Dazu erließ er sog. Ansiedlungspatente, mit denen er den ungarischen Grundherren die Erlaubnis erteilt hat, in deutschen Landen Siedlungswillige anzuwerben. Auch Franciskus Kún, Grundherr der Liegenschaft Mórágy im Komitat Tolna, schickte Werber aus. Warum diese in Gemeinden des Herzogtums Zweibrücken, zu dem auch das Ostertal gehörte, sowie im mittleren Hessen ausgerechnet Siedler calvinistischen Glaubens angeworben haben, obwohl der Grundherr katholisch war, ist unklar. Probleme sind daraus nie erwachsen, wie man überhaupt feststellen kann, dass die Mórágyer Grundherren stets tolerant waren.

Die Gründe, die die einzelnen Familien zur Auswanderung bewogen haben, dürften individuell verschieden gewesen sein. Für alle gleichermaßen wichtig waren wohl die Versprechungen der Werber auf eigenes Land, zeitlich begrenzte Abgabefreiheit und - nicht zuletzt - die gesetzlich garantierte Glaubensfreiheit, einschließlich des Rechts, eine Kirche zu bauen und einen Pfarrer der eigenen Konfession zu berufen. Dies war für die strenggläubigen Reformierten ein zentrales Anliegen.

Dann kam der Tag, an dem die lange, beschwerliche und gefährliche Reise vom Ostertal und anderswo nach Mórágy angetreten werden musste. Wer von uns heute in materieller Sicherheit und den Bequemlichkeiten unserer technisierten Welt Lebenden, wo man, um ein Beispiel zu nennen, mit dem Auto zum Zigarettenautomaten fährt, kann ermessen und nachfühlen, welchen körperlichen Strapazen und welchem seelischen Druck die Auswanderer auf dieser Reise ausgesetzt waren? Schwere Bündel mit den allernotwendigsten Bedarfsgütern, Gerätschaften, Hausrat und Kleidung über der Schulter, kleine Kinder an der Hand führend, ging es zu Fuß nach Ulm. Eng zusammengepfercht auf der sog. Ulmer Schachtel, das waren flache Donauboote, musste ihnen die nicht ungefährliche Flussfahrt dennoch wie eine Erlösung vorgekommen sein. Als sie in Südungarn das Boot am rechten Donauufer verlassen konnten, stand ihnen noch einmal ein Fußmarsch von etwa 20 km bevor.

Irgendwann sind sie dann aber doch, laut mündlicher Überlieferung in der im Ansiedlungsvertrag genannten Puszta Kürtös, angekommen. Dieses, von uns später Kardaschtal genannte große Gewann, ein an drei Seiten von sanft ansteigenden Hängen begrenztes baumfreies und wohl leicht urbar zu machendes Ödland, machte einen vielversprechenden Eindruck, der aber schnell getrübt wurde, als Myriaden von Schnaken, Stechmücken und anderem Ungeziefer aus einem sich am Südende des Tales hinziehenden Sumpf über die Ankömmlinge herfielen. Sie malträtierten die Menschen nicht nur, sie verbreiteten auch Krankheiten. Wiederum die Überlieferung weiß zU berichten, dass hier das Dorf errichtet werden sollte. Das wäre auch vorteilhaft gewesen, wegen der unmittelbaren Nachbarschaft zu den zuerst bewirtschaftbaren Flächen der beiden Puszten. Aber es war auch nicht ratsam das Dorf dicht an dem Sumpf zu erbauen. Sie müssen den Sumpf überquert haben und den recht steilen, langen und zum Großteil bewaldeten Berghang hinaufgestiegen sein. Auf der anderen Seite des Berges fanden sie eine wildromantische Hügellandschaft mit steil in enge Täler abfallenden, baumbestandenen Hängen. Und hier entstand dann nach und nach das Dorf. Denn hierher konnte ihnen das vom Wasser abhängige Ungeziefer nicht folgen.

Aber wie konnten sie unter den gegebenen Umständen überhaupt die nächste Zeit überleben? Es war Juli 1724, keine Ernte irgendwelcher Art war mehr möglich, auch der Anbau von Feldfrüchten in diesem Jahr nicht. Über nennenswerte Barmittel haben sie sicher auch nicht verfügt, so man denn überhaupt was hätte kaufen können. Ganz sicher stand ihnen eine Zeit der Entbehrungen und des Hungerns bevor. Ebenso brennend die Frage der Unterbringung. Es gab kein Haus, keinen Weg, keinen Brunnen, nichts. Hastig errichtete Laubhütten konnten kaum vor dem Regen im Herbst, geschweige denn gegen eisige Kälte im damals noch schneereichen Winter ausreichend Schutz bieten. Schon eher Erdlöcher, in den Berg gegrabene Höhlen. Glücklicherweise war genug Brennholz vorhanden, aber auch das Beheizen auf primitiven Feuerstellen mit wenig Wärme- aber viel Rauchentwicklung konnte keine Behaglichkeit schaffen. Ich glaube, wenn unsere Vorfahren einen Wunsch frei gehabt hätten, sie hätten sich alle zurück gewünscht ins schöne Ostertal, wenn auch ärmer als zuvor.

Als Gründungstag unserer Gemeinde möchte ich den 2. Juli 1724 bezeichnen. An diesem Tag wurde der in 2 gleichlautenden Exemplaren ausgefertigte Ansiedlungsvertrag vom Grundherrn und 15 Vertretern der Ansiedler unterzeichnet. Beide Originale konnten bisher auch von Prof. Peter Glöckner nicht aufgefunden werden. Umso erfreulicher ist es, dass sich im Archiv der Familie Perczel, einem Nachfolger des Ansiedlungsgrundherrn, eine Abschrift fand, die mit eigenhändiger Unterschrift des Franciskus Kún und seiner Petschaft versehen ist. Die Unterschriften von 15 Vertretern der Ansiedler sind allerdings - zumindest auf dieser Abschrift - vom Schreiber dazugeschrieben. Dieser hat sie wohl auf Abfragen, also vom Hören teilweise grausam verfälscht geschrieben. Es sind dies: 4 Glöckner, 5 Müller und je ein Seyler, Brandt, Igel, Köhl, Becker und ein unleserlicher Name. Der erstaunlich umsichtig verfasste Vertrag regelt in 19 Paragrafen die gegenseitigen Rechte und Pflichten und viele andere Einzelheiten. Er ist im zeitgenössischen Sprachgebrauch in deutscher Sprache und mit gotischen Buchstaben geschrieben. Ich habe eine Kopie davon mitgebracht, wobei der Text in maschinengeschriebener Reinschrift angefügt ist. Er kann nachher eingesehen werden.

Die, von fünf Nachbargemeinden umschlossene Gemarkung Mórágy, hatte eine Gesamtfläche von 1760 ha. Sie ist - Luftlinie - 8,3 km lang, aber nur knapp 4 km breit. Diese Abmessungen gaben ihr eine langgestreckte Form, welche zu langen Anfahrtswegen zu einem Großteil der Felder führte, zumal das Dorf nahe der südlichen Gemarkungsgrenze errichtet werden musste. Zudem gab es keinerlei Erwerbsmöglichkeiten außerhalb der eigenen Landwirtschaft - wenn man vom örtlichen Handwerk einmal absieht. Die Folgen zeigten sich besonders gravierend in Erbfällen oder Übergaben. Der beeindruckende Kinderreichtum unserer Vorfahren ergab - trotz hoher Kindersterblichkeit - stets mehrere Erben. Die Eltern mussten ihre Felder auf alle und möglichst gleichmäßig verteilen. Sie konnten nicht dem einen Kind nur ebenes, dem anderen nur hügeliges Land geben, oder dem einen nahe, dem anderen entfernt liegendes. Als Lösung des Problems wurden Felder der Länge nach in Stücke geteilt (ggf. mehrere gleichwertige) und jedem Kind eines davon zugesprochen. Abgesehen von der fortgesetzten Minderung der Besitzstände, trat dadurch mit der Zeit eine ausgeprägte Streufelderwirtschaft ein und damit noch weiter erschwerte Bewirtschaftung.

Zum Glück konnte durch fortgesetzte Rodungen der noch bewaldeten Hänge neues Land, wenn auch mit schwachen Ertragsböden, dazu gewonnen werden. Man darf sich nur nicht ausmalen, wie viel schwerste körperliche Arbeit und Zeit dazu notwendig waren, zumal das alles mit einfachstem Handwerkzeug gemacht werden musste. Gleiches gilt für das vertragsmäßig vereinbarte Anlegen von Weingärten. Dazu musste die gesamte anzulegende Fläche "rigolt" werden. Rigolen heißt, das Erdreich des künftigen Weingartens bis auf eine Tiefe von etwa 1 m vollständig umschichten mit Spaten, Schaufel und Muskelkraft. Auch stelle ich mir die Frage, wer hat nach welchen Kriterien die Felder auf die einzelnen Familien verteilt, wer hat wem erlaubt, wo und wie viel er roden darf? Jedenfalls stieg die Zahl der sog. Kleinlandwirte - mit 2-3, maximal 5 ha Land - stetig an und bildete den Großteil der von eigener Landwirtschaft Lebenden. Die noch mehr Verarmten wurden Tagelöhner. Denn anderweitige Nebeneinkünfte, durch Herstellung und Verkauf irgendwelcher Bedarfsgegenstände, verschafften sich die Mórágyer nicht. Mit einer Ausnahme: zwischen 1800 und 1900 gab es ein blühendes Töpfergewerbe. Exponate von diesem gibt es noch in privaten Sammlungen und im Volkskundlichen Museum in Budapest zu sehen und die ungarische Post hat 1968 einen 4-er Block Briefmarken herausgegeben, wo auf einer der 4 Marken ein Mórágyer Teller aus dem Jahr 1860 abgebildet ist. Prof. Peter Glöckner hat über das Töpferhandwerk ein eigenes Buch geschrieben, welches ebenfalls im Vereinsheim vorliegt.

Trotz aller Schwierigkeiten konnte der Bedarf an allem Lebensnotwendigen immer gedeckt werden, wenn auch nur mit großem Fleiß und einer an Anspruchslosigkeit grenzenden Genügsamkeit.

Ich möchte nun zu dem erfreulicheren Thema kommen: Das gesellschaftliche und kulturelle Leben in Mórágy. Es wurde bestimmt und geregelt von einer, selbst staatliche Gesetze in seiner Wirkung und Verbindlichkeit übertreffenden Konvention , d´r G´brauch genannt . Dazu ergänzend der strenge calvinistische Glaube und die überlieferte Lebenseinstellung, nach dem Motto: Was für meinen Vater gut war, ist auch für mich gut . Rebellisch waren die Mórágyer ohnehin nie. Vor allem auch von örtlichen Amts- und Würdenträgern inszenierte Versuche , dieses feste Band zu lockern, die deutsche Sprache, die Lieder, ihre deutsche Eigenart zu stören , wurden mit einer Allzweckwaffe , dem gewaltlosen Widerstand, abgewehrt. Sie nahmen einfach nichts an was nicht von ihrer Art war, schon gar nicht, wenn man es ihnen aufzwingen wollte.

Reibungslos vollzog sich dagegen die Verschmelzung der beiden Ansiedlergruppen, wie auch die Integration von Nachzüglern und Einheiratenden. Durch aufeinander Einwirken, ein gegenseitiges Geben und Nehmen zwischen den mitgebrachten Mundarten, Trachten, Sitten und Gebräuchen und dem jeweiligen Liedgut, bildete sich allmählich das spezifisch Maratzerische heraus. Heute, so glaube ich, gibt es auf der ganzen Welt keinen einzigen Menschen mehr, der die Mórágyer Mundart originalgetreu sprechen kann, die Sitten und Bräuche noch kennt oder zum Beispiel die vielen schönen Kinderspiele. Es ist alles verloren, vernichtet. Nur das Liedgut konnte ich, wenigstens in schriftlicher Form erhalten. Es sind 100 Liedtexte mit allen Strophen in einem Liederheft. Dieses liegt ebenfalls im Vereinsheim vor.

Den bunten Strauß von gesellschaftlichen Veranstaltungen, Festen und Feiern, mit beeindruckend schönen Bräuchen, alle vom G' brauch bestimmt, würde ich Ihnen nur allzu gerne ausführlich schildern, meine Damen und Herren. Aber die viele Zeit, die ich nicht habe, erlaubt mir nur eine verbale Skizzierung. Schon bei der Taufe gab es eine Besonderheit: Neben den üblichen zwei Taufpaten, in Mórágy "rechtser Phat und rechtsi God“ genannt ( rechts soll hier richtige heißen) baten die Eltern 30 und mehr Verwandte, Freunde und Nachbarn „an dem Kind zu hewe“. Das war eine früher, aber nicht mehr im 20 Jahrhundert, geübte symbolische Mitwirkung beim über das Taufbecken Halten des Täuflings. Der Brauch diente der Stärkung verwandtschaftlicher Bande und erwirkte dem Kind das Recht, während seines schulpflichtigen Alters an jedem Neujahrstag alle seine Phate und Gode zu besuchen, ihnen ein Gedicht mit guten Wünschen zum neuen Jahr vorzutragen, wofür es mit einem kleinen Geschenk belohnt wurde. Die Geschenke wurden in einem sauberen Taschentuch verwahrt. War es voll, wurden seine vier Zipfel zusammengebunden und das Bündel heimgetragen. Traf man unterwegs Kameraden, konnte man auch noch trefflich renommieren, was man alles schon bekommen hatte. Zutreffend wurde dies „s Bindelhole“ genannt.

Der zeremonielle Ablauf der Hochzeiten war vom G´brauch verbindlich festgelegt, das „Brautrausverlangen“ aus dem Elternhaus nämlich. Der Hochzeitszug zum Standesamt und weiter zur Kirche sowie der Weg zurück wurden von der weit und breit bekannten Mórágyer Musikkapelle mit Blasmusik begleitet. Ihr Kapellmeister Johann Biel, „d'r alt Bielephat“ genannt, hatte sie aufgebaut und viele Jahre lang mit überragender Musikalität, einfühlsamer Lehrfähigkeit und, wo nötig, auch angemessener Strenge geleitet. In gleicher personeller Besatzung spielte seine Kapelle beim anschließenden Hochzeitsfest auch Streichmusik zum Tanzen. Prof. Peter Glöckner ist ein Enkelsohn vom „alten Bielephat“. Am Vortag hatten die Hausfrauen der geladenen Gäste allerlei Zubehör zum Festessen ins Hochzeitshaus gebracht: Eier, Mehl, Schweinefett und geschlachtete, sauber geputzte Hühner, auch Mohn und Walnüsse zur Kuchenfüllung. Die Mütter und Großmütter der Brautleute registrierten genau, wer was gebracht hat, denn d'r G'brauch verlangte es, dass man bei einer Hochzeit in der Familie des Gebers Gleiches mit Gleichem vergelten musste. Und was man vergelten musste, das wussten die Frauen auch nach Jahren noch ganz genau.

Ein besonders schöner Brauch war das Geschenk austanzen, nach dem Abendessen des ersten Hochzeitstages. Auf der freigelassenen Tanzfläche erwartete das Brautpaar die geladenen Gäste, ein Ehepaar oder zwei Einzelpersonen der Reihe nach. Diese übergaben ihr Hochzeitsgeschenk und dieses hochhaltend, tanzten nun Braut und Bräutigam abwechselnd ein paar Umdrehungen mit den Schenkenden. Danach kam die Kinnerreih', bei der die Brautleute mit jedem der anwesenden Kinder - so unter 10 Jahren - ebenfalls ein paar Umdrehungen tanzten, die ganz Kleinen dabei auf den Arm nehmend, bevor sie von Großeltern oder älteren Verwandten zum Schlafen mitgenommen wurden. Ausufernde Streitereien oder gar Raufereien gab es auf Mórágyer Hochzeiten nicht. Auch übermäßiger Alkoholgenuss gehörte sich nicht. Die weiteren Veranstaltungen und Feste kann ich, wie schon erwähnt, aus Zeitmangel nur noch aufzählen: Silvesterball, Faschingstanz - ohne Maskierung und Kostümierung - die Kirchweih. Tanzbälle für einzelne Jugendgruppen, sogar schon ab 9 - 10 Jahren veranstaltet, machten einen Tanzkurs überflüssig. Familienfeste, die aus dem sich bei größeren Arbeiten gegenseitig Helfen entstanden, sind z.B. die Weinlese oder das Schweineschlachten, bei dem besonders auch die Kinder eingebunden waren. Von jedem von ihnen würde ich gerne mehr erzählen .... aber .... jedenfalls waren es diese praktisch geübten Gebräuche, die die kleinen Freuden der Mórágyer ausmachten, die das große Glück bedeuten.

Die herrschende Armut, ohne ausgesprochenen Mangel zu leiden, und das Übermaß an Arbeit, ohne freies Wochenende oder gar Urlaub , waren eine natürliche Erziehungsmethode zur Bescheidenheit. Diese zeigte sich besonders bei der Mórágyer Frauentracht: von bäuerlichem Zuschnitt die knöchellangen Röcke, darüber die Schürze, oft Ton in Ton und beide mit einer aufgenähten Borte verziert, handbreit vom unteren Saum. Blusen gab es von verschiedener Machart, wobei es keine kostbaren Stoffe waren, sondern erschwingliche sein mussten. Die Mädchen trugen oft bunte Farben und Muster, ältere Frauen dunkle Töne. Die Festtracht sowie die Brauttracht waren stets schwarz. Einziger Schmuck war die mehrfach um den Hals gelegte „Karelleschnur“, bei deren Glasperlen ich mir nicht sicher bin, ob sie die Strenge der gesamten Erscheinung abmildern oder zusätzlich betonen sollte. Die langen Zöpfe auf dem Kopf zu einem Bauscht, d.h. Dutt zusammengelegt, sahen unsere Mädchen einfach schön aus.

Ständig notwendige oder gewollte Handarbeiten führten zu einem großen Geschick unserer Frauen im textilen Werken. Vom Spinnen der eigenen Schafwolle oder von Hanf, dem Stricken, Nähen oder Ausbessern schadhafter Kleidung bis zu kunstvollen Stickereien an Leib- und Bettwäsche, Wandschonern und bei heranwachsenden Mädchen an der eigenen Aussteuer, führten schließlich zu beträchtlicher Kunstfertigkeit. Ob Lochstickereien, weiß in weiß oder Ornamente und Sprüche mit buntem Stickgarn, alles wurde an Winterabenden in den Spinnstuben angefertigt und dabei eines der schönen alten Volkslieder gesungen. Eines dieser Lieder ist das Lied „Still ruht der See....“, welches ich hier im Fernsehen vom Montanara Chor und von den Fischer-Chören gesungen gehört habe. Besonders die Fischer - Chöre haben alle drei Strophen dieses Liedes in Text und Melodie ganz genau so gesungen, wie wir seit eh und je in Mórágy. Dieses und andere Lieder wurden also mitgebracht und erhalten. Die Männer waren auch in den Spinnstuben. Sie saßen abseits an einem Tisch und spielten Karten oder sprachen miteinander.

Das Glaubenswesen und das Schulwesen brachten den Mórágyern von Anfang an bis zur Vertreibung mancherlei Kümmernisse, wie sie es selbst einmal in einein Schriftstück nannten. In den ersten Jahrzehnten nach der Ansiedlung konnten sie wegen ihrer geringen Zahl und ihren wirtschaftlichen Verhältnissen an die Berufung eines Pfarrers gar nicht denken. Als sie sich endlich dazu in der Lage fühlten, erwirkte der katholische Pfarrer unserer zweiten Nachbargemeinde im November 1765, also gut 40 Jahre nach der Ansiedlung, beim ebenfalls katholischen Bischof von Fünfkirchen eine Anordnung, wonach die Mórágyer Reformierten ihre Kinder ausschließlich in der katholischen Pfarrei in Cikó taufen lassen und auch Eheschließungen dort vornehmen lassen müssen. Die nun ihm zufließenden Stolazahlungen der Mórágyer verdoppelten die Einkünfte des Cikóer Pfarrers, unseren Vorfahren brachte es eben solche „Kümmernisse“ und ohnmächtige Verbitterung ein. Sie ließen in kurzem Abstand 2 Bittschriften an die Kaiserin Maria Theresia schreiben, jede 7 Seiten lang und in lateinischer Sprache handgeschrieben, in denen sie untertänigst flehten, sie von den Zwangsmaßnahmen der katholischen Pfarrer zu befreien und Ihnen den Bau einer Kirche und die Berufung eines Pfarrers zu erlauben. In der zweiten dieser Bittschriften ist erwähnt, dass die Gemeinde auf 130 Familien angewachsen ist und dass ihre Vorfahren ihre Heimat im Herzogtum Zweibrücken und in Hessen nie verlassen hätten, ohne die Garantie der völligen Glaubensfreiheit. Auch diese Bittschriften hat Prof. Peter Glöckner aufgefunden. Von Antworten der Kaiserin ist mir nichts bekannt.

Aber im Oktober 1783, also gut 59 Jahre nach der Ansiedlung erschien der hochwürdige Herr Johann Caspar Manz, ein 62 - jähriger reformierter Pfarrer aus der Schweiz in Mórágy. Er legte die ersten Matrikelbücher an und versah sein Amt „mit möglichem Fleiß“ bis zu seinem Tode am 1. Januar 1789. Weder der Herr Pfarrer noch sonst jemand konnte damals ahnen, dass er unter 10 Amtsinhabern bis zur Vertreibung der einzige Deutsche bleiben sollte. Die feierliche Einweihung der ersten Mórágyer Kirche am 22. Juli 1792 erlebte Pfarrer Manz nicht mehr. Auch über die Einweihung der Kirche hat Prof. Peter Glöckner ein Buch geschrieben. Es liegt im Vereinsheim vor. 1928 wurde die zu klein gewordene Kirche teilweise abgebrochen und doppelt so groß wieder aufgebaut. Der zweite Pfarrer verließ Mórágy nach vier Jahren, der kürzesten Amtszeit aller, im Streit mit der Gemeinde. Die längste Zeit hatte der 7. Pfarrer das Amt inne, nämlich über 40 Jahre. Über die dienstlichen Aufgaben hinausgehende, also zwischenmenschliche Bindungen zu den Gemeindemitgliedern hatten die ungarischem Pfarrer kaum oder höchstens zu von ihnen selbst ausgewählten und ihnen ergebenen Leuten, die auch überwiegend das Presbyterium stellten.

Ein Sonderfall war der 10. und letzte Pfarrer, Karl Andreas Schick. Er war 1907 im jugoslawischen Teil der Batschka geboren. Sein Vater war Deutscher, seine Mutter Ungarin. Sein Theologiestudium absolvierte er in Deutschland. Nach Mórágy kam er 1931 als Hilfsgeistlicher. Am 9. April 1933 wurde er als ordentlicher Pfarrer ins Amt eingesetzt und heiratete am gleichen Tag die Tochter seines ungarischen Amtsvorgängers. Ab Januar 1934 änderte er, mit behördlicher Genehmigung, die Schreibweise seines Namens von S c h i c k auf „S i k“, was im Ungarischen wiederum Schick ausgesprochen wird. Pfarrer Sik beherrschte beide Sprachen absolut perfekt, war ein sehr guter Prediger und begnadeter Rhetoriker, leider aber nie ein Seelsorger. Er hätte bei den vielen alten Leuten, die altersbedingt oder krankheitshalber nicht mehr in die Kirche gehen konnten, eine lohnende seelsorgerische Aufgabe gehabt. Er aber, nunmehr fanatischer Ungar, trotz seines deutschen Vaters und obwohl er eine deutsche Gemeinde führen sollte, wollte die Mórágyer Deutschen zu Magyaren umerziehen. Weil ihm dies - von vornherein zum Scheitern verurteilt - nicht gelang, steigerte er seine Aktivitäten bis gegen Ende des Krieges bis zur offenen antideutschen politischen Agitation. Und das, obwohl er damit wissentlich seine persönliche Sicherheit gefährdete, denn Ungarn war zu der Zeit von der Wehrmacht besetzt, weil die vorher mit Deutschland verbündete ungarische Regierung geheime Waffenstillstandsverhandlungen mit den Sowjets aufgenommen hatte, was der deutschen Abwehr natürlich nicht lange verborgen blieb. Jedenfalls hatte Pfarrer Sik bis zur Vertreibung ganz tiefe Gräben zwischen sich und seiner Gemeinde gegraben.

Die Mórágyer reformierte Grund- und Volksschule war durch Eingriffe des Staates, die Auswahl der Lehrer durch den Pfarrer und seine Presbyter und die Interessenlosigkeit dieser Lehrer, aber leider auch durch eine unverzeihliche Gleichgültigkeit der Eltern, ein einziges Fiasko. Nach sechs Jahren Grundschulunterricht mit jeweils zwei Klassen in einem Raum und von einem Lehrer gleichzeitig unterrichtet und danach drei Jahren sog. Wiederholungsschule mit wöchentlich einem Tag Unterricht, erreichte der Wissensstand der Schüler kaum das Niveau eines Schülers der dritten Grundschulklasse von heute. Ein Mitschüler fasste in einem Artikel den Lernerfolg treffend zusammen: Die Kinder beherrschten zum Ende ihrer Schulzeit (Zitat) „ ... weder ihre deutsche Muttersprache, noch die ungarische Staatssprache richtig ...". Und weiter: (Zitat) „ Jene, die auf weiterführende Schulen gingen, mussten schmerzlich erfahren, wie viel sie dort aufzuholen hatten." Ich muss allerdings hinzufügen, dass die Sprachbarriere in den durchweg ungarischen Schulen eine weit größere Rolle gespielt hat, weil dort alle Unterrichtsfächer in Ungarisch unterrichtet wurden. Deutschsprachige Bürgerschulen ( etwa Unterstufe Realschule), Gymnasien und höhere Schulen gab es schon längst nicht mehr. Erst 1941 wurden wieder einige solche eingerichtet, auch zu meinem eigenen Glück und Vorteil.

Ein wesentliches Unterrichtsmittel war der Rohrstock. Das war in früheren Zeiten überall so, in Mórágy aber noch bei der Vertreibung. Mit der Prügelstrafe war das fehlende Wissen ausgeglichen. Dass der Schüler es aber so auch nicht erlangt hatte, störte den Lehrer wenig. Nachsitzen gab es zwar, aber hauptsächlich für disziplinarische Vergehen. Einen schönen Schulbrauch will ich aber - sozusagen als versöhnlichen Abschluss des Kapitels Schule - kurz schildern. Die Lehrerin der 1. und 2. Klasse - sie war Nationalungarin - führte an jedem Schuljahresende in ihrer Kirche, die sog. "Prob“, das heißt die Prüfung durch. Eltern, Großeltern und wer immer wollte, konnte daran als Zuhörer teilnehmen. Die Schüler saßen beiderseits des Altars, die Buben auf der einen, die Mädchen auf der anderen Seite und die Lehrerin stellte nun, in abwechselnder Reihenfolge, jedem Kind eine ihm angemessene Frage. "Wie viel ist 4 x 6, wie viel ist 10 durch 5, wie heißt die Haupstadt unseres Komitats“ und so weiter. Die Lehrerin wusste genau, welchem Kind sie leichte und welchem sie schwerere Fragen stellen konnte und sie achtete darauf, dass sich das Kind selbst und damit auch die Lehrerin nicht vor der Gemeinde blamierte. Dazwischen wurden auch Liedchen gesungen und von dazu ausgewählten Schülern Gedichte aufgesagt. Diese waren allerdings vorher zugeteilt. Die Lehrerin hatte sie eigenhändig mit gotischen Buchstaben abgeschrieben und verteilt. Ich habe eine Kopie von einem solchen Probgedicht, das ich Ihnen wegen seiner einfachen Schönheit vorlesen will:

Das Bäumchen

Ein Bäumchen trug, schon jung und zart
viel Früchte von der besten Art.
Der Gärtner sah’s mit Freuden an
und alle lobten' s, die es sah' n.

Seid Kinder diesem Bäumchen gleich,
seid stet' s an allem Guten reich.
Das wird der Eltern Herz erfreu' n
und Euch der Weg zum Glücke sein.

All diese Gedichtchen hatten lehrreiche und erzieherische Inhalte. Wenn dann das eigene Kind seine Frage oder Gedicht " g'kennt hat " das heißt richtig beantworten konnte oder aufgesagt hat, dann war sie wieder da, eine der kleinen Freuden der Mórágyer - und etwas Stolz.

Das letzte Kapitel der Mórágyer Geschichte sollte das schlimmste werden, letztlich aber mit unerwartet glücklichem Ende. Auf die Hintergründe der Vertreibungsmaßnahmen der Jahre 1945/46 und noch einmal 1949 will ich nicht eingehen. Sie sind Ausfluss der Potsdamer Beschlüsse der Siegermächte, die von nationalen Gruppierungen in den Vertreiberstaaten gewollt und gebilligt waren. Ihre politisch - ideologischen Begründungen sind aber unzutreffend. Diese überspringend, weil nicht mein Thema, stelle ich aber gerne fest, dass die Vertreibungen von Ungarn, im Gegensatz zu seinen slawischen Nachbarn, in einer den Umständen entsprechend absolut humanen Art durchgeführt wurden. Ernst zu nehmende ungarische Historiker sehen die Vertreibung, weil eine Kollektivbestrafung, als juristisches und moralisches Unrecht an. Ungarn hat sogar Entschädigungsgesetze für enteignete Vermögen und für russische Zwangsarbeit erlassen, die auch für die Vertriebenen galten. Allerdings war deren symbolischer Wert weit höher als die materielle Entschädigung, soweit sie überhaupt erreicht wurde. Unvergessen blieb aber bei den unmittelbar Betroffenen, unseren Eltern und Großeltern, das durchlebte Leid, die schlimmen Erfahrungen der Entrechtung und Enteignung, der aufgezwungene Wechsel vom eigenen behaglichen Heim in ein tristes Barackenlager, von der gesicherten Selbstversorgung in die Welt der Lebensmittelkarten und der Bezugscheine und die ganzen Entbehrungen der ersten Jahre. Auch deshalb darf man die fast reibungslose Integration von 13 bis 15 Millionen Vertriebener in die Gesellschaft und die Arbeitswelt der ebenfalls notleidenden alteingesessenen Bevölkerung im zerbombten Deutschland, ruhig eine große historische Leistung nennen und ein gemeinsames Verdienst beider Seiten.

In Mórágy war die Herkunft unserer Siedlerahnen nicht mehr bekannt, nur vage wussten die Ältesten noch etwas von Pfalz und Hessen. Die erste Spur ins Ostertal fand mein verehrter Vater. Er hatte einen Hinweis auf den Bayerischen Landesverein für Familienkunde erhalten, und auf meine Anfrage bekam ich von dort die Fotokopie eines Artikels, den Ernst Drumm aus Zweibrücken 1934 geschrieben hatte. In ihm fand ich die Namen aller Unterschreiber des Ansiedlungsvertrags - außer den fünf Müller. Wie schön, dass mein Vater auch einmal ins Ostertal hatte mitkommen und seine Urheimat selbst hatte sehen können. Unser erster Ansprechpartner im Ostertal war Klaus Zimmer. Freundlich nahm er sich unser an und hat seither immer geholfen, wo er nur konnte. Aus Urkunden im Archiv des Oberamts Lichtenberg, die er entdeckt hat, geht hervor, dass - namentlich genannten Ostertalern am 3.Mai 1724 die Auswanderung nach Ungarn erlaubt wird und 1746 dem Peter Böhler mit Frau, 3 Kindern und seinem ledigen Schwager Simon Glöckner. Klaus und Christa Zimmer sage ich herzlichen Dank!

Klaus hat auch Hans Kirsch in die geknüpften Beziehungen eingebracht. Gemeinsam kamen Zimmers und Hans zu einem Mórágyer Heimattreffen am 27. Oktober 1984 nach Bad Hersfeld, wo die Mórágyer Kirchweih, wenn auch nur in Teilen davon, aufgeführt wurde. Als die „größte Tat“ von Hans will ich den Besuch von Vereinsmitgliedern im Juni 2002 in Backnang bezeichnen. Ich sehe diesen als den Beginn der heißen Phase unserer Zusammenarbeit. Unangekündigt hatte ich beim Kaffeetrinken einen diesbezüglichen Vorstoß unternommen, der aber trotz meiner, wie ich meine schlüssigen Begründung, dass die Auswanderungen nach Ungarn ja auch ein Teil der Ostertaler Heimatgeschichte sei, zunächst nicht optimal verlief. Dann aber hat Hans allerlei Anstrengungen unternommen und hat es tatsächlich erreicht, dass das Rheinland-Pfälzische Landesarchiv Speyer die Dokumentationen von Professor Glöckner und meine Sammlungen übernimmt, zum Teil schon übernommen hat. Lieber Hans, liebe Marianne, ich danke euch beiden! Hans und Marianne waren auch schon zweimal auf Tagesausflügen im Ungarnurlaub in Mórágy, worüber ich mich sehr freue.

Für den Schluss habe ich mir ein ganzes Mittelgebirge von schuldigem Dank an meinen Blutsbruder Harry Weber aufgehoben. In der Tat: Harry ist absolut das Beste, was uns Mórágyern nach der Vertreibung passieren konnte. Er hat aus Matrikelbüchern von Mórágy, Alsónána und Bátaapáti, aber auch aus den Ostertalgemeinden sowie von privaten Datenermittlungen die Lebensdaten von nahezu 7000 Familien in seinem Computer gespeichert und davon zwei dicke Bücher ausgedruckt, die auch nach Speyer kommen, wenn sie fertig sind. Etwa für 120 Mórágyer, meist schon hier in Deutschland geborene Nachkommen, hat Harry Ahnentafeln erstellt, die Begeisterung und Bewunderung bewirkt haben. Viele, viele Anrufe und Dankesbriefe an mich - weil die Leute eben mich kennen, gelten Dir, Harry. Ich freue mich immer wieder darüber, dass es gelungen ist, Harry und Elke für eine Reise von einer Woche Dauer nach Mórágy einzuladen. Den Eheleuten Leis und Jakob Glöckner, die dies maßgeblich ermöglicht haben, sage ich herzlichen Dank.

Ich selbst habe an dieser großen und erfolgreichen Arbeit nur einen recht geringen Anteil. Das ist keine Tiefstapelei. Sicher, gute Mórágyer Orts- und Familienkenntnisse, die ich mir meist von meiner Frau ausborgen muss, sind vorteilhaft. Meine anfangs unentbehrlichen ungarischen Sprachkenntnisse braucht Harry jetzt nicht mehr. Die für die Auswertung der ungarisch geführten Matrikelbücher notwendigen Vokabeln beherrscht Harry schon perfekt, nur die Aussprache ist noch verbesserungsbedürftig, aber aussprechen muss er sie ja auch gar nicht.
Danke Harry und Elke für alle Hilfe und Freundschaft!

Danken will ich auch allen unseren Freunden im Verein, vor allem den fleißigen Hausfrauen, bei deren schmackhafter Bewirtung wir schon manche schöne Stunde im Vereinsheim verbringen durften. Ich habe nur noch den Wunsch und die Bitte, dass mir Eure Freundschaft bis ans Ende meines Lebens erhalten bleiben möge. Denn ich sehe und empfinde mich als einen einst verlorengegangenen und nun wiedergefundenen Ostertaler.

Vielen Dank Ihnen allen fürs Zuhören und für Ihre Geduld!