Oktober 1989

01.10.1989

Herbstwanderung des Heimat- und Kulturverein Ostertal

Selchenbach. Zu seiner traditionellen Herbstwanderung lädt der Heimat- und Kulturverein Ostertal ein, die dieses Jahr auf dem Selchenbacher Bann stattfindet. Treffpunkt ist am Sonntag, dem 1. Oktober 1989, 14 Uhr, am Gasthaus Jung in Selchenbach. Die Wanderung führt rund ums Dorf, dabei werden Klaus Zimmer aus Saal/Hassel, Karl-Heinz Schultheiß aus Kusel und Hans Kirsch aus Selchenbach an historisch oder naturkundlich interessanten Stellen Erläuterungen geben. Der Abschluß wird an der Selchenbacher Schutzhütte stattfinden, wo man etwas essen und trinken kann.

Wie der Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins, Hans Kirsch, mitteilte, habe auch Professor Dr. Herbert Schwedt von der Universität Mainz seine Teilnahme an der Wanderung und dem anschließenden Zusammensein angekündigt. Schwedt, Wissenschaftler auf dem Gebiet der Volkskunde, werde dabei auch über seine Forschungen berichten. Sein letztes Buch trägt den Titel „Bräuche zwischen Saar und Sieg“. Vor allem aber hoffe er, von den Einheimischen möglichst viel über die hiesigen Sitten und Gebräuche zu erfahren. Hans Kirsch weist darauf hin, daß nicht nur Vereinsmitglieder an der Wanderung teilnehmen können, sondern alle, die Zeit und Muse haben.

 

Gewandert und dazugelernt

Selchenbach. Unerwartet zahlreich waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Herbstwanderung des Heimat- und Kulturvereins Ostertal nach Selchenbach gekommen. Die meisten kamen naturgemäß aus Selchenbach selbst, aber auch aus Albessen, Breitenbach, Krottelbach, Oberkirchen und Schöneberg im Hunsrück hatten sich Wanderfreunde eingefunden, um bei schönem Herbstwetter die Umgebung des Grenzdorfes kennenzulernen. Mit dabei war auch ein Ehepaar aus der DDR, das sich gerade bei einem Teilnehmer zu Besuch aufhielt.

Zuerst ging es zu der Stelle, an der bis zum 30jährigen Krieg die Selchenbacher Kapelle gestanden hatte. Klaus Zimmer aus Saal berichtete dort, was er in alten Akten über die Geschichte der Kapelle gefunden hat. Der Flurname „Auf der Kapelle“ erinnert heute noch an den Standort, der sich in der Dorfmitte hinter dem Anwesen Morgenstern/Neufang befindet.

An mehreren Stellen erläuterte hiernach Karl-Heinz Schultheiß aus Kusel die Entstehung und den Aufbau der Erdschichten in unserer Gegend. In diesem Zusammenhang berichteten er und Klaus Zimmer auch über die Kohlengruben, die im vergangenen Jahrhundert auf dem Selchenbacher Bann betrieben wurden. Die Flöze waren aber nur von geringer Mächtigkeit und deshalb nicht besonders rentabel. Im Leimgraben ist der frühere Stolleneingang heute noch andeutungsweise zu sehen. Nicht weit davon ist auf einer Wiese eine ehemalige Bergehalde zu erkennen, die mittlerweile allerdings überwachsen ist.

An Dreihübeln erklärte Schultheiß den Zuhörern die dortigen drei Grabhügel, die aus der Zeit um 700 vor Christi stammen, und Klaus Zimmer erzählte von der alten Selchenbacher Mühle, die vor dem 50jährigen Krieg oberhalb des Dorfes am Bach gestanden hatte und dann später zwischen das Ober- und Unterdorf verlegt wurde (Ullemüllersch?).

Als man schließlich nach drei Stunden zur Schutzhütte der Freiwilligen Feuerwehr kam, war dort schon alles für eine Erfrischung und Stärkung vorbereitet. Professor Dr. Herbert Schwedt von der Universität Mainz berichtete von seinen Forschungen über Sitten und Gebräuche in der Pfalz und im Saarland, wobei er besonders auf die Kirmes, den Pfingstquak, den Martinsbrauch und das „Mädchenversteigern“ einging. Danach überreichte er dem Vorsitzenden des Heimat- und Kulturvereins, Hans Kirsch, das soeben erschienene Buch „Bräuche zwischen Saar und Sieg“, das von Schwedt verfaßt worden ist.