Oktober 2000

Saarbrücker Zeitung, 12.10.2000

In ihren Werken lebt die Erinnerung an die Heimat wieder auf

Bilder der Russen Johannes und Johann Franke in Saal

Heimat- und Kulturverein setzt Tradition fort

 

Saal (kam). Bilder von Johannes Franke und Johann Franke zeigt eine Ausstellung am Samstag und Sonntag, 14. und 15. Oktober, im Dorfgemeinschaftshaus in Saal. Beide Maler stammen aus Russland und wohnen seit mehreren Jahren in St. Wendel. Mit den Foto- und Gemälde-Ausstellungen setzt der Heimat- und Kulturverein Ostertal eine schöne Tradition fort.

Der 71-jährige Johannes Franke stammt aus dem südlichen Ural. 1952 heiratete er seine Frau Raissa. Das Ehepaar hat zwei Söhne und eine Tochter sowie fünf Enkelkinder, die alle in Russland leben. Erste Schritte zur Kunst fand Franke 1946 als Siebzehnjähriger und entdeckte seine Freude am Malen. Drei Jahre studierte Johannes Franke an der Kunsthochschule in Moskau. Doch er musste das Studium abbrechen. Sein Geld verdiente er fortan in verschiedenen Berufen, so als Schlosser und Bergmann. Nach 20-jähriger Pause entdeckte er wieder die Liebe zur Malerei. Er malt vor allem Landschaftsbilder mit eindrucksvoller Farbgebung, mal dezent, mal stärker aufgetragen, je nach Motiv. „Schönere Motive und Farben als die Natur sie bietet, kann sich kein Mensch ausdenken", sagte er. Früher- versuchte er sich auch mit Stillleben und hatte Freude am Kopieren großer Meister. Er kopierte detailgetreu Werke von Spitzweg, Caspar David Friedrich, Albrecht Dürer, aber auch von Leonardo da Vinci, Raffael und Rubens. Auf Wunsch fertigt er Kopien nach Bildvorlage an. Das Ehepaar siedelte nach Deutschland über und wohnt seit 1996 in St. Wendel. Eine Vielzahl seiner Bilder schmückt die Räume seiner Wohnung. Die meisten Werke lassen die Heimat in der Erinnerung wieder aufleben; Franke malt heute fast ausnahmslos in Öl, versuchte sich früher auch mit Aquarellfarben und in anderen Techniken. Seine Bilder zeigte Franke in bisher zehn Ausstellungen, davon acht in seiner russischen Heimat und zwei in St. Wendel.

Als Höhepunkte seiner Künstlerlaufbahn bezeichnet Franke seine Ausstellungen in den Jahren 1985 und 1987 im Rahmen des Sowjet-Festival der Volkskunst in Moskau. Johann Franke (37 Jahre), sein Neffe, ist 1963 im südlichen Ural geboren und kam 1994 nach St. Wendel. Hier absolvierte er zunächst Sprachunterricht. Eine Arbeitsstelle fand er 1995 in der Industrie. Er will .nun seine .Ausbildung als Informatiker beginnen. Bereits als Kind fand er Freude an der Malerei. Franke bezweifelte sein künstlerisches Talent und ließ die Malerei ruhen. Nach dem Besuch einer Fotoschule arbeitete er als Fotograf in Russland. Er heiratete 1986 seine Frau Raissa. Das Ehepaar hat zwei Kinder, 13 und zehn Jahre alt. Erst als er nach Deutschland kam, erinnerte er sich der Malerei, die nun zu einem geliebten Hobby wurde. Als Techniken bevorzugt er Öl- und Pastellfarben, versuchte sich aber auch mit Aquarellen.

Seine Motive sind Naturlandschaften und Stadtwinkel, Stillleben und menschliche Körper. Für seine Kinder malt er auch Comics. Seine Darstellungen sind meist eine Mischung zwischen Realität und Phantasie bis hin zum Surrealismus. Franke sieht seine Vorbilder in Salvatore Dali und russischen Künstlern wie Konstantin Wasiljev.


 

Saarbrücker Zeitung, 19.10.2000

Kunst kam auf dem Lande an

Über 100 Besucher bei Gemäldeausstellung in Saal

 

Saal (kam). Etwa 120 Besucher kamen zu der Gemäldeausstellung des Heimat- und Kulturvereins Ostertal im Dorfgemeinschaftshaus in Saal. Gezeigt wurden 43 Bilder der beiden St. Wendeier Künstler Johannes und Johann Franke (Onkel und Neffe), die aus dem südlichen Ural stammen und deutsche Vorfahren haben. Sie sind in den 90-er Jahren ausgesiedelt und fanden in St. Wendel eine neue Heimat. Zur Eröffnung der Vernissage begrüßte der erste Vorsitzende Hans Kirsch rund 50 Kunstinteressenten. Sein besonderer Willkommensgruß galt den beiden Künstlern, ihren Frauen und Freunden sowie dem Ortsvorsteher des Gemeindebezirks Niederkirchen, Georg Wydra, und dem Osterbrücker Ortsvorsteher Rainer Meiser. 

Der Heimatverein setze mit dieser Gemälde-Ausstellung eine schöne Tradition fort. In den 15 Jahren seines Bestehens habe der Verein bereits einige Maler vorgestellt unter dem Motto „Kunst auf dem Lande". In St. Wendel und anderen Städten würden Künster mit ihren Werken öfter vorgestellt. Dem Verein gehe es darum, auch der Bevölkerung auf dem Land Kunst - im wahren Sinne des Wortes - nahe zu bringen.

Bisher habe der Verein in Ausstellungen Werke von Peter Schmieden (St. Ingbert), Otto Harlos (Saarbrücken), Dieter Folles (Schwarzwald), einem gebürtigen Niederkircher, mit drei weiteren bildenden Künstlern (Grafiken und Collagen) sowie Axel C. Groß aus Meckenbach bei Birkenfeld gezeigt. Der Aufruf zu einer Spende brachte immerhin den Betrag von 200 Mark Mark.

Johannes Franke (71 Jahre) begrüßte auch im Namen seines Neffen Johann Franke (37 Jahre) die Kunstfreunde. Er freute sich über die rege Teilnahme. Mehrere Bilder wurden direkt verkauft. Der St. Wendeier Künstler Karl Heindl urteilte: „Eine vielseitige Ausstellung mit Malerei in vielen Richtungen, lebendige und farbenfrohe Landschaftsdarstellungen, gelungene Kopien alter Meister, Stillleben und bei Johann Franke Darstellungen von der Romantik bis zur Moderne.