Juli 2005
Blickpunkt St. Wendel, Ausg. 30/2005, 26.07.2005
20 Jahre Heimat- und Kulturverein Ostertal
Niederkirchen. Der Heimat- und Kulturverein Ostertal hat in seinem 20-jährigen Bestehen Beachtliches geleistet. Hans Kirsch, der seit zwei Jahrzehnten auch den Vorsitz führt, und Klaus Zimmer haben die Heimatgeschichte des mittleren Ostertals nach intensiven Forschungsarbeiten bis zum Ende des Ersten Weltkrieges in drei Bänden der Ostertal-Chronik veröffentlicht. Hinzu kamen weitere Schriften und Vorträge bei besonderen Anlässen. Foto-und Kunstausstellungen wurden organisiert, Wanderungen und Fahrten unternommen. Großes Interesse fanden auch die literarischen Abende. Neuestes Projekt ist die Erforschung der Römersiedlung am Heidenbösch bei Bubach. Seit Jahren arbeitet die Abteilung Familienkundean der Erforschung der Namen und Familienzusammenhänge im Ostertal.
Der Heimat- und Kulturverein Ostertal feierte sein 20-jähriges Bestehen in feierlichem Rahmen im Kulturzentrum Niederkirchen. Gegründet wurde der Verein am 6. Juli 1985 im Gasthaus Weynch in Marth, das seit mehreren Jahren seine Pforten geschlossen hat, von 22 Personen.
Der Verein umfasst sieben Orte im mittleren Ostertal und deckt sich mit dem früheren Amtsbezirk Niederkirchen: Bubach, Hoof, Marth, Niederkirchen, Osterbrücken, Saal und Selchenbach/Pfalz. Die Heimatkundler schlossen damit eine wichtige Lücke in den betreffenden Orten. Über Landesgrenzen hinweg arbeitet der Verein. Während sechs Orte heute Stadtteile St. Wendels sind, gehört Selchenbach zum Kreis Kusel und damit zu Rheinland-Pfalz. Die Ostertalorte waren früher ebenfalls pfälzisch und wurden 1947 dem Saarland angegliedert.
Hans Kirsch wohnt in Selchenbach und Klaus Zimmer in St. Ingbert-Hassel. Beide stammen aber aus Saal.
Das Ostertal, ihre Heimat, lässt sie nicht los. So "schürften" sie in unzähligen Stunden in verschiedenen Archiven, um die Geschichte des Ostertals ans Licht zu bringen und zu publizieren. Sie sind die Autoren der Ostertal-Chronik. Die ersten drei Bände erfassen die Geschichte der sieben Orte bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Wegen der Stofffülle gaben sie noch einen Sonderband "Erlebte Geschichte 1939 - 1945" heraus. Darin berichten Ostertaler Männer und Frauen von ihren Erlebnissen im Krieg und in der Gefangenschaft. Anlässlich der 1111-Jahr-Feier 1991 in Niederkirchen gaben sie den Band "Neues von gestern - Niederkirchen im Spiegel der Presse von 1863 - 1973" heraus. Weitere Bücher und Schriften erschienen, teils mit Unterstützung des Heimatvereins: Heimatgedichte von Erich Schneider (Hoof), Geschichte der Post im Ostertal, Von heute an seid ihr keine Grenzgänger mehr, 100 Jahre Poststelle Niederkirchen, Wandermusikanten und Auswanderer aus dem Ostertal, Heimatkalender 1988 und 1989, Kunsthistorische Betrachtung zur Kirche in Niederkirchen von Roman Ziskoven.
Die "Fliegende Festung" erschien 1996 und führte Kriegsgegner von einst zusammen. Der Verein organisierte ein Versöhnungstreffen auf dem Buberg. Der deutsche Jagdflieger Hans Berger, der den amerikanischen Bomber B 17 (Fliegende Festung), und zwei Besatzungsmitglieder der amerikanischen Maschine, Ed Mc Kenzie und John C. Blaylock, reichten sich nach 52 Jahren die Hände zur Versöhnung. Das Treffen der einstigen Kriegsgegner weckte reges Interesse in der Öffentlichkeit, sogar in Amerika (USA), der Heimat der Amerikaner. Der Heimatverein hat alte Fotos in allen Orten gesammelt und Ausstellungen durchgeführt. Karl Deckarm und Rudi Ecker haben 2500 Bilder fotografiert, für den Verein entwickelt und katalogisiert. So wurden viele Foto-Dokumente für die Nachwelt gesichert. Kunst-Ausstellungen mit verschiedenen, auch einheimischen Künstlern, zeigte der Verein in verschiedenen Orten, um der dörflichen Bevölkerung Kunst nahe zu bringen. Großes Interesse fanden die jährlichen Literaturabende mit Lesungen, auch in Mundart, mit Dichtern und Schriftstellern aus dem erweiterten Heimatbereich. Klaus Zimmer hat alle Flurnamen des Ostertals erfasst und ihre Deutung erkundet.
Im Herbst soll in Zusammenarbeit mit dem Hobbyfotografen Günter Oswald ein Bildband des Ostertals herausgegeben werden. Oswald hat bei verschiedenen Wettbewerben mehr als 20 Preise errungen. Der Verein sammelt auch alte Dokumente, notarielle Verträge, Katasterauszüge, Urkunden, altes Kartenmaterial, Zeitungsausschnitte, Sitzungsprotokolle, Vereinsunterlagen, Dokumente aus beiden Kriegen, alte Gesetzesblätter, auch Briefe und Eheverträge. Ewald Wailersbacher ist mit der Archivierung der Unterlagen beschäftigt. Ein weiterer wichtiger Arbeitszweig des Vereins ist die Familienkunde. In akribischer Kleinarbeit und mit viel Ausdauer sammeln Harry Drumm, Harry Weber, Alwin Müller und Marliese Blind die Namen aller Familien des Ostertals. Seit 1998 hat der Heimatverein einen Vereinsraum in "Ammejobs" in Niederkirchen von der Stadt St. Wendel erhalten. Regelmäßige Treffen finden schon lange mit den anderen St. Wendeler Heimatvereinen statt, um Erfahrungen auszutauschen, sich gegenseitig Anregungen zu geben und gemeinsame Initiativen zu entwickeln.
Info: Heimat- und Kulturverein Ostertal
Gründung des Vereins: 6. Juli 1985 im Gasthaus Weyrich in Marth
Zahl der Mitglieder: 73
Sitz in Niederkirchen: Vereinsheim in ""Ammejobs"
Vorstand: 1. Vorsitzender Hans Kirsch (Selchenbach), 2. Vorsitzender Harry Drumm, Rechnerin Brigitte Wailersbacher, zweiter Rechner Harry Weber (alle Niederkirchen), Schriftführer Rüdiger Drumm (Marth), Beisitzer mit besonderen Aufgaben in den einzelnen Orten: Walter Harth in Bubach, Karl Müller in Hoof, Marliese Blind in Marth, Ewald Wailersbacher in Niederkirchen, Frank Ecker in Osterbrücken, Thea Drumm in Saal und Marianne Kirsch in Selchenbach.
Schwerpunkte der Vereinsarbeit:
Pflege des örtlichen Brauchtums und des heimischen Kulturgutes, Erforschung der Heimatgeschichte, Sammlung von heimatgeschichtlichen Materialien, Familienforschung, Veranstaltung von Kunstausstellungen, Sicherung alter Fotos und Präsentation, Durchführung von Wanderungen und heimatgeschichtlichen Exkursionen, Beratung und Unterstützung der einzelnen Orte bei Jubiläen in historischer Hinsicht.