Mai 2021

Auf den Spuren des amerikanischen „Captain Daniel Little“

Die Vorfahren Klein stammten aus Bubach im Ostertal, fand der Heimat- und Kulturverein Ostertal heraus.

von Hans Kirsch

Familienforschung ist eine nicht ungefährliche Betätigung. Wieso? Nun, sie lässt einen nicht mehr los, wenn man einmal ernsthaft mit ihr begonnen hat. So ergeht es auch dem Ehepaar Wayne und Inge Lance aus Walnut in Kalifornien, USA, und ihrer Tochter Susan, die mit ihrer Familie in Bayern lebt. Inge Lance stammt aus Deutschland, aus dem Spessart, sie lebt aber schon mehr als fünfzig Jahre mit Ihrem Ehemann in den USA. Wayne Lance ist geborener Amerikaner, aber einer seiner Vorfahren soll im 18. Jahrhundert aus Deutschland, wahrscheinlich aus der Pfalz, nach den Vereinigten Staaten eingewandert sein. Und alle drei – Inge, Wayne und Susan – sind in den USA Mitglied einer Familien-Vereinigung, die sich „Nachfahren Captain Daniel Little“ nennt. Dieser Daniel Little ist der aus Deutschland gekommene Vorfahre von Wayne Lance, und die Familien-Vereinigung mit ihren 260 Mitgliedern hatte sich vor langer Zeit zum Ziel gesetzt, die genaue Herkunft des Einwanderers zu erforschen. Inge Lance ist zwar nur einfaches Mitglied der Vereinigung, aber aufgrund ihrer deutschen Sprachkenntnisse hat das Präsidium sie um Nachforschungen in Deutschland gebeten. Und deshalb hielt sie sich mit Ehemann Wayne und Tochter Susan im Juli 2019 schon einmal im Kreis Kusel auf.

Der genannte Johann Daniel Little (zu deutsch: Johann Daniel Klein) wurde, wie das Ehepaar Lance wusste, am 17. Dezember 1731 in Kusel im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken geboren. Unklarheit bestand aber darüber, wer der Vater von Johann Daniel war und wo dieser herstammte. War Johann Heinrich Klein der Vater oder dessen Bruder Johann Ludwig Klein, ein Schullehrer aus der Kuseler Nachbargemeinde Konken? Leicht verzweifelt schrieb Inge Lance im Dezember 2017 an den damaligen Konkener Ortsbürgermeister Fritz Emrich: „Trotz vieler Nachforschungen seit über 20 Jahren sind wir leider nicht weitergekommen, denn die Kirchenbücher sind durch einen Brand vernichtet worden; deshalb wissen wir nicht, ob Daniel Klein tatsächlich aus Deutschland stammt.“

Mit dem Brand meinte Inge Lance die Verbrennung der Stadt Kusel im Jahr 1794 durch französische Truppen, bei der tatsächlich Kirchenbücher zerstört worden waren. Als weitere mögliche Herkunftsorte der Vorfahren von Daniel Klein nannte Inge Lance neben Kusel und Konken noch Wolfersweiler, Bubach im Ostertal und Zweibrücken. Sollte man in diesen Orten, so Frau Lance, Bewohner mit dem Namen Klein finden, so könnte man doch mittels freiwilligen DNA-Tests die Verwandtschaft mit erwiesenen US-Nachfahren von Daniel Little/Klein feststellen lassen. Die Kosten hierfür wolle die Vereinigung gerne übernehmen.

Tatsächlich fand der damalige Konkener Ortsbürgermeister Fritz Emrich zwei Probanden, die sich zu dem DNA-Test bereiterklärten: Manfred Klein aus Konken und Rüdiger Klein aus Ulmet. Weiter wandte sich Emrich an den Heimat- und Kulturverein Ostertal, bei dem es, wie er wusste, eine Arbeitsgruppe „Familienforschung“ gibt. Und die rührigen Ostertaler Forscher fanden auch bald heraus, dass die Vorfahren der Brüder Johann Heinrich und Johann Ludwig Klein aus Bubach im Ostertal stammten. Zurückzuverfolgen ist die dortige Familie Klein bis ins Jahr 1611. Auch im Ostertal fanden sich nun Nachkommen, die sich an einem DNA-Test beteiligten: Gerhard Cullmann aus Bubach und Kurt Müller aus Selchenbach.

Offen war nun aber immer noch, wer der Vater des 1731 in Kusel geborenen Johann Daniel Klein war. Aber hier konnte der Familienforscher Michael Cappel aus Jettenbach weiterhelfen. Er hat Zugang zu einem Internet-Programm, mit dem Einblick in alle Kirchenbücher im Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland erlangt werden kann. Und dabei stellte sich heraus, dass 1794 nicht alle Kuseler Kirchenbücher verbrannt waren, sondern nur die lutherischen. Die reformierten sind dagegen noch vorhanden, und zwar in Speyer. Und darin konnte Cappel feststellen, dass Johann Heinrich Klein, geboren 1699 vermutlich in Bubach, der Vater des 1731 in Kusel geboren Johann Daniel Klein war. Johann Heinrich Klein war von Beruf Schullehrer gewesen und hatte in Wolfersweiler unterrichtet. Um 1730, so stellten die Ostertaler Familienforscher fest, heiratete er Anna Margaretha Grimm, die Tochter des Kuseler Bürgers und Metzgers Daniel Grimm. In Kusel kam 1731 dann der Sohn Johann Daniel Klein auf die Welt. Mit sechs Jahren, also 1737, fuhr dieser mit seinen Eltern auf dem Schiff „Samuel“ von Rotterdam aus über den Ozean in die Neue Welt, wo sich die Familie in Salisbury, North Carolina, ansiedelte. Johann Daniel Klein schaffte es im Rahmen seiner Militärlaufbahn bis zum Hauptmann und wurde so zum „Captain Daniel Little“, auf den sich die heutige Familienvereinigung beruft.

Der Vergleich der DNA von Manfred Klein, Rüdiger Klein, Kurt Müller und Gerhard Cullmann mit der DNA von erwiesenen US-Nachfahren des Captain Little, der an einem wissenschaftlichen Institut in Texas vorgenommen wurde, fiel dann auch in allen Fällen positiv aus. Die Freude bei der Familie Lance war groß, denn nun hatte sie endlich Gewissheit über die Herkunft der Vorfahren. Die Familienvereinigung „Captain Little“ führt seit 1977 regelmäßig Familientreffen durch, bisher immer in den USA. 2020, als endlich Gewissheit über die Herkunft ihres Vorfahren bestand, wollten dann einige der Nachfahren in die Urheimat des „Captain“, nach Deutschland, kommen, aber das Coronavirus vereitelte den Plan. Nun, da in Deutschland die meisten Corona-Beschränkungen entfallen sind, hat sich eine Gruppe von zehn Nachfahren des „Captain“ entschlossen, die Urheimat ihres Vorfahren aufzusuchen. Logieren wird die Gruppe Ende Mai in St. Wendel, und von hier aus werden verschiedene Besuchsfahrten durchgeführt, die die Gruppe etwa nach Bubach, Konken, Kusel und Burg Lichtenberg führen wird, im Juni aber auch nach Basel und Amsterdam.

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Klein Bild 3 DNA Probe