April 2012
Dokumentation alter Grenzsteine im Ostertal
Niederkirchen. Drei Jahre lang hat der Arbeitskreis „Grenzsteine“ des Heimat- und Kulturvereins Ostertal nach historischen Grenzsteinen im mittleren Ostertal geforscht. Nun, nach insgesamt 16 Grenzbegehungen, ist die Arbeit vorläufig abgeschlossen. Das Ergebnis ist sehr erfreulich: An vier Grenzabschnitten, an denen – zum Teil schon vor Jahrhunderten – insgesamt 242 Originalgrenzsteine gesetzt worden waren, haben die Heimatforscher jetzt 147 Originalsteine, 18 Ersatzsteine und 8 sonstige Grenzmarken gefunden und dokumentiert. Das sind gut zwei Drittel der ursprünglich gesetzten Steine.
Wie fing alles an? Im Jahr 2008 rief der Landesverband der historisch-kulturellen Vereine des Saarlandes ein Projekt „Kleindenkmäler“ ins Leben. Der Heimat- und Kulturverein Ostertal, der dem Landesverband als Mitglied angehört, entschloss sich, mit der Suche und Dokumentation alter Grenzsteine an diesem Projekt teilzunehmen. Nach einem Aufruf in der Presse fanden sich zehn Männer zusammen, die sich für das Thema interessierten und mitmachen wollten: Walter Harth und Gerhard Kind aus Bubach, Hans Kratz, Hans Blind und Edgar Weyrich aus Marth, Andreas Lang aus Niederkirchen, Rudi Lang aus Osterbrücken, Kurt Uhl aus Haupersweiler, Klaus Zimmer aus Werschweiler und Hans Kirsch aus Selchenbach. Berthold Köbele aus Marth leistete wertvolle Hilfe beim Zusammenstellen des Kartenmaterials.
Der Arbeitskreis entschied sich für die Überprüfung von vier ehemaligen Grenzabschnitten innerhalb des mittleren Ostertals: die Grenze des Königreicher Hofs von 1762, die Grenze zwischen dem Herzogtum Pfalz-Zweibrücken und der Kurpfalz (bis 1779) zwischen Bubach und Frohnhofen, die bayerisch-preußische Grenze (1816 bis 1920) vom St. Wendeler Wendelinushof bis nach Herchweiler im Ostertal sowie die deutsch-saarländische Grenze (1920 bis 1935) vom Wendelinushof bis zur Grube Labach.
Die erste Grenzbegehung fand am 14. Februar 2009 statt, es war kalt und der Boden mit Schnee bedeckt. Ausgerüstet war die Gruppe mit Karten, Schaufel, Hacke, Astschere, Stahlbürste und Kreide. Manche Steine waren noch gut sichtbar, andere mussten erst aufgestöbert werden, etliche waren – auch nach langer Suche - gar nicht mehr zu finden. Vorhandene Steine wurden, falls notwendig, freigeschnitten oder freigegraben, mit der Stahlbürste gereinigt und die Inschriften mit Kreide nachgezogen. Eine ganze Reihe von Steinen befanden sich – trotz der langen Zeit – noch in einem sehr guten Zustand, mit scharfen Kanten und gut lesbaren Inschriften. Andere waren leicht oder stark beschädigt, wiederum andere abgebrochen. Mitunter waren auch nur noch Teilstücke vorzufinden.
Bei den Inschriften trat manchmal auch Erstaunliches zu Tage: An dem Stein Nummer 1 des Königreicher Hofes fanden sich die eingemeißelten Buchstaben MCDF. Das bedeutete „Madame Comtesse de Forbach“ und war ein Hinweis auf die Mätresse des Zweibrücker Herzogs Christian IV., welcher er den Hof nach Fertigstellung im Jahr 1763 auch schenkte.
Nach der Reinigung und Kenntlichmachung der Inschriften mit Kreide folgten die fotografische Dokumentation und eine schriftliche Begutachtung des Steins. Nach Abschluss jeder Begehung mussten die Ergebnisse digital erfasst und gesichert werden. Die 16. und letzte Begehung fand am 3. März 2012 statt; danach waren alle Einzelergebnisse zusammenzuführen. Die Dokumentation lag hauptsächlich in den Händen von Andreas Lang.
Nach dem Abschluss der Grenzbegehungen kann den Ostertaler „Grenzgängern“ bescheinigt werden, dass sie in den vergangenen drei Jahren wichtige heimatkundliche Arbeit geleistet und wertvolle Ergebnisse erzielt haben. Ihr Verdienst liegt vor allem darin, dass sie die „steinernen Zeugen der Vergangenheit“ vor dem Vergessen bewahrt haben und mit ihnen der jungen Generation wichtige Teile ihrer Geschichte eindrucksvoll vor Augen führen können
Grenzstein Nr. 1 des Königreicher Hofes aus dem Jahr 1762
Gemälde des pfalz-zweibrückischen Hofmalers Johann Christianvon Mannlich. In der Mitte die Gräfin von Forbach